NEWS Neu Quartalsupdate Q2|23

NEWS Update 2023 Quartal 2

Einführung

Wir freuen uns, Ihnen das zweite Quartals-Update 2023 zum Projekt „NEWS“ (für National Early Warning System), dem bundesweiten Frühwarnsystem zu Neuentwicklungen im Bereich psychoaktiver Substanzen und Medikamentenmissbrauch, zu präsentieren!

 

HIGHLIGHTS IN DIESEM UPDATE

  • Veröffentlichung einer Warnmeldung, die zu einer Substanzprobe erstellt wurde, die über NEWS aufgrund eines vermuteten hohen Schadenspotenzials zur Analyse eingeschickt wurde: α-PHP statt α-PiHP [13.06.2023] (PDF, ca. 200 kB) 

  • Unsere Quartals-Updates werden fortan auch als html-Version veröffentlicht – samt interaktiver Grafiken. Der bisherige pdf-Bericht (PDF, ca. 700 kB) bleibt erhalten.

  • Erstmalige Veröffentlichung von Substanzkonsumtrends. In diesem Update vergleichen wir erstmals die aktuellen Konsumprävalenzen mit den Prävalenzen der bisherigen NEWS-Erhebungen. Dies erlaubt uns noch besser, mögliche neue Entwicklungen und Trends frühzeitig zu erkennen.

Routinedaten

Die Routinedaten, die in die NEWS-Updates quartalsweise einfließen, basieren unter anderem auf folgenden Befragungen, zu denen wir alle Interessierte weiterhin herzlich einladen möchten!

Wenn Sie uns bei der Bewerbung des Online-Fragebogens für Konsumierende unterstützen möchten und dafür gerne entsprechendes Material hätten (d.h. Poster und/oder Sticker), freuen wir uns über eine kurze Nachricht an: news-projekt@ift.de.

Hier finden Sie nähere Informationen zur Analyse von Substanzproben, die im Rahmen von NEWS durchgeführt werden.

Wenn Sie sich dafür interessieren, einer unserer Partner zu werden, bei dem es möglich ist, Proben abzugeben, kontaktieren Sie uns gerne: news-projekt@ift.de.

Sämtliche NEWS-Veröffentlichungen sowie weiterführende Informationen zum Projekt finden Sie immer aktuell hier:

Routinemonitoring: Online-Befragungen

Was haben wir gefragt?

Seit Ende November 2021 erheben wir mit zwei Online-Fragebögen fortlaufend Daten zu gesundheitsgefährdenden Entwicklungen im Bereich psychoaktiver Substanzen und Medikamentenmissbrauch. Mit dem einen befragen wir Konsumierende, mit dem anderen Expert:innen aus dem Drogen- und Suchthilfekontext. Der Fragebogen für Konsumierende umfasst neben Fragen zu gesundheitsgefährdenden Entwicklungen Fragen zur Soziodemografie und zum Substanzkonsum. Im Fragebogen für Expert:innen werden die Fragen zu gesundheitsgefährdenden Entwicklungen durch Fragen zum beruflichen Hintergrund komplettiert. In die vorliegende Auswertung flossen Daten aus dem Zeitraum 1. März bis 31. Mai 2023 ein.

Wer hat geantwortet?

Von den insgesamt n = 117 Konsumierenden waren

  • 35,9 % weiblich
  • 55,6 % männlich
  • 4,3 % divers
  • 4,3 % machten keine Angabe zu ihrem Geschlecht.

Die Konsumierenden waren zwischen 16 und 59 Jahre alt, das Medianalter betrug 25 Jahre  (das arithmetische Mittel lag bei 27,4 Jahren, SD = 8,7). Die Wohnsitze/gewöhnlichen Aufenthalte der Konsumierenden werden in u.s. Karte dargestellt.

Wohnsitze/gewöhnliche Aufenthalte der Konsumierenden nach Bundesland (n = 117 Konsumierende, n = 6 außerhalb Deutschlands; Einfachnennung)

Zuständigkeitsgebiete der Expert:innen

 

Rekrutierung

Die Konsumierenden wurden über die folgenden Wege rekrutiert:

  • 70,9 % über ein Party-/Peer-Präventionsprojekt
  • 8,5 % im Rahmen von Streetwork / aufsuchender Arbeit
  • 9,4 % über eine Suchthilfeeinrichtung
  • 11,1 % über sonstige Wege, etwa über Bekannte.

Beobachtete Neuentwicklungen

Insgesamt n = 95 Konsumierende beschrieben zumindest eine substanzspezifische Neuentwicklung, n = 86 machten Angaben zu ihrem Substanzkonsum.

Von den insgesamt n = 48 Expert:innen gaben n = 40 Personen an, wenigstens eine Neuentwicklung bei einer spezifischen Substanz(gruppe) beobachtet zu haben; n = 8 Expert:innen gaben an, keine Neuentwicklungen beobachtet zu haben.

Für die Erstellung und Durchführung der Online-Befragungen wurde die Software SoSci Survey verwendet, die Auswertung erfolgte mittels RStudio und Microsoft Excel.

Was sind hauptsächliche Ergebnisse?

Substanzkonsum

Die 30-Tages- sowie 12-Monats-Prävalenzen der am häufigsten genannten Substanzen sind in den beiden Abbildungen unten dargestellt (bitte Abbildung durch Klick auf „Inhalt laden“ öffnen).

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von datawrapper.dwcdn.net zu laden.

Inhalt laden

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von datawrapper.dwcdn.net zu laden.

Inhalt laden

Bezogen auf den Konsum der letzten zwölf Monate:

  • 94,2 % der 86 Befragten gab an, Alkohol konsumiert zu haben.
  • 70,9 % konsumierten Cannabis (hiervon 67,4 % THC-haltige Cannabisprodukte).
  • Unter den Stimulanzien wurden genannt:
    • MDMA (51,2 %)
    • Amphetamin (36,0 %)
    • Kokain (38,4 %)
    • Methamphetamin (5,8 %)
  • Ketamin wurde von 23,3 % der Befragten angeführt.
  • Substanzen aus dem Bereich der Halluzinogene wurden in den letzten 12 Monaten von 36,0 % konsumiert, darunter
    • psilocybinhaltige Pilze (26,7 %)
    • LSD (24,4 %)
  • Der Konsum von Heroin wurde von 9,3 % berichtet.

Medikamente

22,1 % der Befragten gaben an, in den letzten 12 Monaten opioidhaltige Medikamente konsumiert zu haben. Hierunter fallen insbesondere:

  • Tilidin (12,8 %)
  • Codein (10,5 %)
  • Tramadol (10,5 %)

Benzodiazepine wurden ebenfalls von 22,1 % angegeben. Andere Medikamente, die als Suchtmittel gebraucht wurden, konsumierten 15,1 % (unter anderem Methylphenidat mit 7,0 %).

NPS

Insgesamt 22,1 % der Befragten gaben an, neue psychoaktive Stoffe (NPS) innerhalb der letzten zwölf Monate konsumiert zu haben; genannt wurden hier vor allem

  • halluzinogene Research Chemicals (RCs, 17,4 %)
  • Cathinone (7,0 %)

Andere Substanzen

Schnüffelstoffe wurden von 18,6 % der Konsumierenden genannt, GHB/GBL/BDO von 5,8 %.

Trends des Substanzkonsums

Erstmalig werden hier Trends des Substanzkonsums präsentiert. Hierfür berechnen wir die Differenz der 30-Tages-Prävalenz des aktuellen Quartals mit der durchschnittlichen 30-Tages-Prävalenz der vergangenen vier Quartale (Q2/22 bis Q1/23), d. h. über einen Zeitraum von einem Jahr. Die unten stehende Abbildung weist die größten (positiven wie negativen) Abweichungen aus. So beobachten wir in diesem Quartal einen Anstieg um 10,2 Prozentpunkte des Alkoholkonsums in der 30-Tages-Prävalenz im Vergleich zum Durchschnitt der vier vorherigen Quartale (von 70,0 % auf 80,2 %). Ähnliche Anstiege verzeichneten psilocybinhaltige Pilze (+ 9,7 Prozentpunkte) sowie THC (+ 7,6 Prozentpunkte). Die 30-Tages-Prävalenz von Lachgas (sowie der psilocybinhaltigen Pilze) liegt im aktuellen Quartal knapp drei Mal höher als in den vergangenen vier Quartalen. Bei Amphetamin (- 12,3 Prozentpunkte) und Methamphetamin (- 4,2 Prozentpunkte) wurden nennenswerte Rückgänge der 30-Tages-Prävalenz im Vergleich zum durchschnittlichen Konsum der vorangegangenen 12 Monate beobachtet.

Konsumtrends

30-Tages-Prävalenz des Konsums verschiedener psychoaktiver Substanzen bei den Konsumierenden. Die dunkelgrünen Balken stellen die durchschnittliche 30-Tages-Prävalenz der letzten vier Erhebungen dar. Rote Balken deuten auf einen Anstieg der Prävalenz hin, grüne Balken auf einen Rückgang.

 

Neuentwicklungen zu bestimmten Substanzen

Die am häufigsten genannten Substanzen/Substanzgruppen, zu denen insgesamt n = 90 Konsumierende sowie n = 40 Expert:innen angaben, dass diese an Bedeutung gewonnen haben, sind in der Tabelle unten dargestellt. Der Großteil der Teilnehmenden machte überdies nähere Angaben zur Art der beobachteten Neuentwicklungen.

Anzahl der Konsumierenden und Expert:innen, die zu mindestens einer Substanz(gruppe) eine Neuentwicklung beobachtet haben, aufgeteilt nach Substanz(gruppe).

 

n

Cannabis (THC)

MDMA

Kokain

Ketamin

Medikamente

NPS

 

 

 

 

 

 

ges.

- davon Opioide

- davon Benzo-diazepine

ges.

- davon synth. Canna-binoide

- davon Cathi-none

- davon hallu-zinogene RCs

Konsumierende

90

36

24

21

31

50

41

32

50

23

18

23

Expert:innen ges.

40

10

2

10

7

24

18

12

14

11

6

7

Drogen-/Suchthilfe ges.

30

6

0

8

5

20

16

10

11

9

4

4

Beratungsstelle / ambulante Rehabilitations-einrichtung

14

3

0

3

3

10

9

5

6

5

2

2

niedrigschwellige Hilfseinrichtung

13

1

0

3

1

8

7

6

4

3

3

2

Strafverfolgung/     vollzug

1

1

0

1

0

1

1

1

0

0

0

0

NPS

Unter den Konsumierenden gaben insgesamt n = 50 an, dass NPS in der letzten Zeit an Bedeutung gewonnen haben. Dabei bezogen sich n = 23 auf halluzinogene RCs, n = 18 auf Cathinone, n = 23auf synthetische Cannabinoide, n = 12auf „Designer-Benzodiazepine“ und n = 7auf synthetische Opioide.

Synthetische Cannabinoide. Insgesamt n = 10 der n = 23 Konsumierenden, die synthetischen Cannabinoiden eine Zunahme ihrer Bedeutung zusprachen, gaben an, dass diese neu in der Szene aufgetreten seien. Jeweils n = 2 Konsumierende gaben an, dass insgesamt die Häufigkeit des Konsums und die Häufigkeit des Mischkonsums gestiegen seien, sowie eine höhere Dosierung und eine häufigere Dosierung im Mikrogrammbereich (Microdosing). Weitere Konsumierende berichteten, dass synthetische Cannabinoide besonders leicht verfügbar (n = 6) oder besonders günstig (n = 4) seien. Als Nebenwirkungen (n = 2) wurde von Kreislaufproblemen, Krampfanfällen, Erbrechen, Psychosen und Panik berichtet und die schlecht einschätzbare und starke Wirkung (n = 1) erwähnt.

Jeweils n = 3 Expert:innen gaben an, dass synthetische Cannabinoide in ihrem Zuständigkeitsgebiet neu aufgetreten seien sowie ein häufigerer allgemeiner Konsum und ein häufigerer Mischkonsum stattfinde. Laut n = 2 Expert:innen werden synthetische Cannabinoide höher dosiert. Ein:e Expert:in merkte an, dass der Konsum von synthetischen Cannabinoiden mit einer hohen Psychosegefahr, Bewusstlosigkeit, Erbrechen und Krampfanfällen einhergehe.

Halluzinogene RCs. Von den insgesamt n = 23 Konsumierenden, die halluzinogene RCs angaben, berichteten n = 11, dass diese neu in der Szene aufgetreten und n = 4, dass diese besonders leicht verfügbar seien. N = 2 gaben weiterhin an, dass halluzinogene RCs besonders rein seien. Laut n = 4 Expert:innen seien diese neu aufgetreten oder besonders leicht verfügbar (n = 3).

Cathinone. Bezüglich der Cathinone gaben n = 9 Konsumierende an, dass diese in der Szene neu aufgetreten seien, n = 4 berichteten, dass diese insgesamt häufiger konsumiert würden. Überdies berichteten n = 5 Konsumierende, dass die Häufigkeit des Mischkonsums gestiegen sei. Dass Cathinone höher dosiert werden, wurde von n = 3 Konsumierenden angegeben. N = 4 Expert:innen merkten an, dass Cathinone neu aufgetreten und weitere n = 2 Expert:innen gaben an, dass Cathinone besonders leicht verfügbar seien.

 

Medikamente: Opioide und Benzodiazepine

In Bezug auf den missbräuchlichen Gebrauch von Medikamenten machten insgesamt n = 50 Konsumierende Angaben zu neuen Entwicklungen, davon n = 41 zu opioidhaltigen Medikamenten und n = 32 zu Benzodiazepinen. Darüber hinaus wurden Gabapentin/Pregabalin (Lyrica®, n = 4), Methylphenidat (Ritalin® etc., n = 2) sowie andere Medikamente, etwa Z-Drugs (n = 2), angeführt.

N = 24 Expert:innen machten Angaben zu missbräuchlich verwendeten Medikamenten, darunter n = 18 zu opioidhaltigen Medikamenten und n = 12 zu Benzodiazepinen. Des Weiteren wurden Gabapentin/Pregabalin (Lyrica®; n = 7), Methylphenidat (Ritalin® etc.; n = 2) und Z-Drugs (n = 1) angeführt.

Opioidhaltige Medikamente

Von den 41 Konsumierenden, die opioidhaltige Medikamente eine zunehmende Bedeutung zusprachen, äußerten sich n = 27 zu Tilidin, n = 16 zu Fentanyl, n = 24 zu Codein, n = 12 zu Tramadol und n = 9 zu Substitutionsmitteln.

Das Neuauftreten von Tilidin wurde von n = 10 Konsumierenden berichtet; Fentanyl von n = 9, Codein von n = 7, Tramadol und Substitutionsmittel von jeweils n = 3 Konsumierenden. Weitere Konsumierende gaben an, dass der Mischkonsum gestiegen sei; es äußerten sich n = 5 zu Codein, n = 4 zu Tilidin und n = 2 zu Fentanyl. Des Weiteren berichteten n = 12 Konsumierende, dass opioidhaltige Medikamente insgesamt häufiger konsumiert würden, wobei Codein (n = 4), Tilidin (n = 2) und Fentanyl (n = 1) aufgeführt wurden. Nach Angaben der Konsumierenden fand mit Codein (n = 5), Tilidin (n = 4) und Tramadol (n = 2) auch ein häufigerer Mischkonsum statt.

Insgesamt n = 18 Expert:innen äußerten sich zu opioidhaltigen Medikamenten, wovon sich n = 13 auf Tilidin, n = 6 auf Fentanyl, n = 4 auf Tramadol, n = 4 auf Substitutionsmittel (z. B. Methadon) und n = 3 auf Codein bezogen. Expert:innen berichten häufigeren Mischkonsum mit opioidhaltigen Medikamenten (Tilidin: n = 8; Codein: n = 3; Tramadol: n = 3; Substitutionsmittel: n = 3; Codein: n = 1) sowie einen häufigeren allgemeinen Konsum (Tilidin: n = 6; Tramadol: n = 3; Fentanyl: n = 2; Substitutionsmittel: n = 2; Codein: n = 1). Laut n = 2 Expert:innen werden Substitutionsmittel höher dosiert. Über eine besonders leichte Verfügbarkeit von Tilidin (n = 6) und Tramadol (n = 2) sowie den besonders günstigen Preis von Tilidin (n = 2) wurde ebenfalls berichtet. Tilidin werde laut n = 3 Expert.innen besonders häufig unter Jugendlichen konsumiert und laut n = 2 Expert:innen in Rap-Songs thematisiert.

Benzodiazepine

Von den 32 Konsumierenden, die Benzodiazepinen eine zunehmende Bedeutung beimaßen, gaben n = 9 an, dass Benzodiazepine neu in der Szene aufgetreten seien und weitere n = 3, dass Benzodiazepine insgesamt häufiger konsumiert würden. N = 7 Konsumierende merkten an, das häufiger Mischkonsum betrieben werde. Die besonders leichte Verfügbarkeit, Reinheit sowie der günstige Preis wurde jeweils von n = 3 Konsumierenden angemerkt.

Expert:innen gaben an, dass der Mischkonsum (n = 8) und der allgemeine Konsum (n = 7) von Benzodiazepinen gestiegen sei. Zudem gaben n = 3 Expert:innen an, dass Benzodiazepine vermehrt von Jugendlichen konsumiert würden. Die leichte Verfügbarkeit (n = 4) und der besonders günstige Preis (n = 3) wurden ebenfalls hervorgehoben.

Cannabis

In Bezug auf Cannabis gaben n = 43 Konsumierende an, Neuentwicklungen beobachtet zu haben. Von den n = 43 Konsumierenden benannten n = 36 THC-haltige Cannabisprodukte und n = 20 Produkte mit einem hohen CBD-Gehalt.

Eine häufigere Kombination von THC-haltigen Cannabisprodukten mit anderen Substanzen berichteten n = 13 Konsumierende. Generell werde Cannabis laut n = 13 Usern mittlerweile häufiger konsumiert. Dass Cannabis insgesamt höher dosiert werde, führten n = 3 Konsumierende an. Über eine besonders leichte Verfügbarkeit von THC-haltigen Cannabisprodukten berichteten n = 14 Konsumierende. Dass THC-haltige Produkte besonders günstig seien, gaben n = 8 Konsumierende an und n = 3 Konsumierende führten an, dass THC-haltige Cannabisprodukte besonders rein seien. N = 2 berichteten, dass THC-haltige Cannabisprodukte häufig verunreinigt seien.

THC-haltige Cannabisprodukte werden laut n = 5 Expert:innen häufiger mit anderen Substanzen (z.B. Alkohol, Amphetamin und Kokain) gemischt und generell häufiger konsumiert (n = 3). N = 2 Expert:innen gaben an, dass THC-haltige Cannabisprodukte höher dosiert würden und besonders leicht verfügbar seien.

Kokain und Crack

Insgesamt 21 Konsumierende machten Angaben zu Entwicklungen bezüglich Kokain. N = 7 merkten an, dass es häufiger in Kombination mit anderen Substanzen konsumiert (n = 2) und insgesamt häufiger konsumiert werde (n = 5). Laut n = 4 sei Kokain besonders leicht verfügbar. Von einer besonderen Reinheit des Stoffs berichteten n = 3 Konsumierende und über günstige Preise berichten n = 4 Konsumierende.

Crack wurde von insgesamt n = 6 Personen genannt, von einem Neuauftreten des Stoffs berichteten n = 4 Konsumierende. Jeweils n = 1 Konsumierende:r gab an, dass ein häufigerer Mischkonsum und Konsum allgemein stattfinde und, dass Crack insgesamt häufiger konsumiert werde.

Von Seiten der Expert:innen wurde angegeben, dass ein häufigerer allgemeiner Konsum von Kokain (n = 4) und Mischkonsum von Kokain (n = 4) mit Crack stattfinde. Kokain sei außerdem besonders günstig (n = 4), besonders rein (n = 3) und besonders leicht über Dealer:innen verfügbar (n = 2).

Zu Crack wurde von je n = 2 angegeben, dass die Häufigkeit des Mischkonsums gestiegen und der Stoff besonders leicht verfügbar sei.

Ketamin

N = 7 der insgesamt 31 Konsumierenden, die mindestens eine Entwicklung zu Ketamin benannten, gaben an, dass Ketamin neu in der Szene aufgetaucht sei. N = 2 der Expert:innen gaben dies ebenfalls an. Des Weiteren finde laut n = 10 Konsumierenden ein häufigerer Mischkonsum statt und laut n = 8 Konsumierenden werde die Substanz häufiger konsumiert.

Forenanalyse

Was haben wir gemacht?

Im Beobachtungszeitraum 01. März 2023 bis 31. Mai 2023 wurden in überwiegend deutschsprachigen Beiträgen in insgesamt vier Foren verschiedene Substanzen identifiziert, die besonders häufig Erwähnung fanden. Diese Substanzen können zumindest im weiteren Sinne den NPS zugerechnet werden. Es wurde die Gesamtzahl aller Forenbeiträge pro Substanz sowie die Anzahl der Posts zu bestimmten Themen erfasst. Zudem wurden die konkret besprochenen Inhalte der jeweiligen Themen grob skizziert.

Was haben wir festgestellt?

Die am häufigsten in Forenbeiträgen erwähnten NPS werden in unten stehender Tabelle dargestellt. Es wird sowohl die Gesamtzahl der Posts als auch die Anzahl der Posts zu spezifischen und wiederholt aufkommenden Themen erfasst.

Anzahl der Posts zu im Rahmen von Forenbeiträgen häufig erwähnten NPS insgesamt sowie zu bestimmten Themen.

 
Anzahl der Posts zu bestimmten Themen
Substanz / Substanzklasse Anzahl der Posts ges. Wirkungen Neben-wirkungen Konsum-muster rechtlicher Status chem. Detail-fragen Einkauf Her-stellung
(Halb-)synthetische Cannabinoide                
Hexahydrocannabinol (HHC) 1037 197 120 163 256 48 88 41
Cathinone                
α-Pyrrolidinoisohexanophenon (alpha-PiHP) 78 28 13 12 7 3 10

-

synthetische Opioide                
O-Desmethyltramadol (O-DSMT) 209 39 60 28 37 15 9

2

„Designer-Benzodiazepine“/  Pro Drugs                
Rilmazafone 248 56 62 27 20 24 21 19
Halluzinogene RCs                
1D-LSD 202 52 15 70 5 2 55 -
1V-LSD 78 28 13 12 7 3 10

-

Zu dem halbsynthetischen Cannabinoid Hexohydrocannabinol (HHC) wurden die meisten Forenbeiträge verfasst. Am häufigsten wurde der rechtliche Status der Substanz besprochen, insbesondere in Zusammenhang mit der neuen rechtlichen Einordnung von HHC als Neue Psychoaktive Substanz (somit Verbot von Herstellung und Handel) in Österreich. Weitere Posts befassten sich mit verschiedenen Konsummustern, z. B. der Herstellung von Kartuschen und des Konsums in Form von Sirup und Schokolade. Flashbacks, Überdosierung, Entzug, Panikattacken und Craving wurden als Nebenwirkungen diskutiert. Zudem wurde die Wirkung von HHC in Zusammenhang mit Sex besprochen. Gesprächsbedarf bestand weiterhin zum Einkauf über Shops und Vertriebsformen und chemischen Detailfragen. Die Synthese und Verunreinigungen während der Herstellung waren ebenfalls Thema.

Rilmazafone wurde zusammenhängend mit Entzug und Toleranzentwicklung besprochen und es wurden Posts zu Wechselwirkungen mit Diazepam und Bretazenil bzw. dem Mischkonsum verfasst. Auch Dosierungsempfehlungen und die Herstellung eigener Tabletten waren Thema.

Das synthetische Opioid O-Desmethyltramadol (ODSMT) wurde am häufigsten in Zusammenhang mit dem Thema Entzug sowie möglichen Wechselwirkungen mit Kratom und allgemeinem Mischkonsum diskutiert. Der rechtliche Status der Substanz wurde ebenfalls in Posts thematisiert. Auch Verunreinigungen bei der Herstellung haben Forenmitglieder beschäftigt.

Das LSD-Derivat 1V-LSD wird nach einer Novellierung des NpSG durch dieses abgedeckt. 1D-LSD gilt als Nachfolger von 1V-LSD. In diesem Zusammenhang wurde der rechtliche Status beider Substanzen in Posts diskutiert, in Bezug auf 1D-LSD zusätzlich auch die Dauer bis zu einer möglichen rechtlichen Abdeckung durch das NpSG. Beide Substanzen wurden jeweils mit LSD und Vorgängerversionen der aktuellen Substanzen verglichen. Zudem wurden Tripberichte zu 1D-LSD in den Foren veröffentlicht und mögliche (Über-)Dosierungen sowie das Schnupfen der Substanz diskutiert. Der Verkauf von 1D-LSD wurde ebenfalls diskutiert.

In Forenbeiträgen zu dem Cathinon α-Pyrrolidinoisohexanophenon (alpha-PiHP) wurden über mögliche luststeigernde Effekte durch die Substanz diskutiert, sowie die Aufreinigung bei der Herstellung. Auch die (fälschliche) Deklarierung von alpha-PiHP wurde angesprochen.

Analyse von Substanzproben und Warnmeldungen

Was haben wir gemacht?

Seit Ende August 2022 werden durch aktuell 15 NEWS-Partner Substanzproben entgegengenommen, die über das IFT anonymisiert zur Analyse an das EU-Projekt ADEBAR plus eingeschickt werden. Nähere Informationen dazu finden sich auch auf unserer Website. In der vorliegenden Auswertung wurden insgesamt 21 Proben berücksichtigt, deren Befundberichte zwischen dem 01. März 2023 und 31. Mai 2023 bei uns eingetroffen sind.

Was haben wir festgestellt?

Im 2. Quartal 2023 wurden insgesamt 21 Substanzproben analysiert. In n = 6 der 21 Proben wurden dabei Inhaltsstoffe festgestellt, die laut Verkäuferangaben und Konsumierendenerwartungen nicht hätten enthalten sein sollen. Dies ist ein Anstieg im Vergleich zu den bisherigen Substanzprobenanalysen. An „üblichen“ Streckstoffen wurden erneut Paracetamol und Koffein am häufigsten gefunden, und zwar in sechs der zehn Proben, in denen Streckstoffe festgestellt wurden. In einem Fall wurde anstatt Heroin ausschließlich Paracetamol und Koffein nachgewiesen. Ein Überblick über sämtliche festgestellte Wirkstoffe ist dem Kreisdiagramm zu entnehmen.