Substanz
Im Jahr 2005 tauchten erstmals Kräutermischungen (Spice & Co) am Drogenmarkt auf. Es handelt sich um eine Zusammensetzung unterschiedlicher pflanzlicher und synthetischer Bestandteile. Jedoch sind in den seltensten Fällen tatsächlich die Inhaltsstoffe enthalten, die auf der Verpackung angegeben sind. Chemische Analysen haben ergeben, dass die als „Kräutermischung zur Raumluftaromatisierung“ (sog. „Fake-Weed“) angebotenen Produkte hochpotente, synthetische Cannabinoide enthalten. Neben dem „Fake-Weed“ gibt es auch den sog. „Incense Hash“: Hier werden synthetische Cannabinoide in eine bräunlich, grüne Masse gemischt. Anschließend wird die Masse aromatisiert und in der Mikrowelle erhitzt, sodass der Brocken riecht und aussieht wie echter Afghane, Marokkaner oder Libanese. Achtung: Der Rauch von Kräutermischungen riecht nicht wie Cannabis!
Rechtsstatus
Über den Rechtsstatus der Kräutermischungen lässt sich keine einheitliche Aussage machen. Manche der Inhaltsstoffe sind bereits dem BtMG bzw. dem NpSG unterstellt, andere wiederum noch nicht.
In Deutschland ist im November 2016 zwischenzeitlich das „Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz“ (NpSG) in Kraft getreten, wonach nicht mehr einzelne Wirkstoffe, sondern komplette Stoffgruppen untersagt werden. Dem NpSG unterliegen u. a. auch die synthetischen Cannabinoide. Demnach ist der Handel, das Inverkehrbringen, die Herstellung, die Einfuhr, der Erwerb und Besitz dieser Substanzen strafbar.
Generell gilt: Nicht alle synthetischen Cannabinoide fallen unter das BtMG oder NpSG. Jedoch ist davon auszugehen, dass die allermeisten davon erfasst sind.
Wirkung
Das Wirkspektrum der synthetischen Cannabinoide kann zum Teil erheblich von der Wirkung des Cannabis-Wirkstoffs Tetrahydrocannabinol (THC) abweichen. Der Rauschzustand wird oftmals als belastend und anstrengend beschrieben. Dabei kann es zu starken körperlichen und psychischen Beeinträchtigungen kommen, die für Cannabis eher untypisch sind und oft noch an den Folgetagen zu spüren sind.
Risiken und Nebenwirkungen
- Kreislaufbeschwerden
- Mundtrockenheit
- Übelkeit
- Schweißausbrüche
- Bluthochdruck
- Brustschmerzen
- Verwirrtheit
- unerwünschte Halluzinationen
- psychotische Zustände
- Panikattacken
- Herzrasen und Herzrhythmusstörungen
- Bewusstlosigkeit
- akute Psychosen
- Verschlechtern psychotischer Störungen bei vorbelasteten Personen
- Erhöhung des Lungenkrebsrisikos
Vergiftungen und Todesfälle
Bei einigen Konsumenten sind nach dem Konsum von Kräutermischungen schwere Vergiftungen mit Kreislaufzusammenbruch aufgetreten, die notfallmedizinisch behandelt werden mussten. Im Zusammenhang mit dem synthetischen Cannabinoid MDMB-CHMICA ist es europaweit bereits zu Todesfällen gekommen!
Nachwirkungen nach dem Abklingen der Wirkung (kann mehrere Tage anhalten)
- körperliche Erschöpfung
- Appetitlosigkeit
- Gleichgewichtsstörungen
- Wahrnehmungsstörungen
- Gedächtnislücken
- Taubheitsgefühle in den Fingern
- starke Kopfschmerzen
Bislang gibt es noch keine gesicherten Erkenntnisse über akute oder langfristige, gesundheitliche Folgewirkungen. Synthetische Cannabinoide sind weitgehend unerforscht! Sie stehen unter Verdacht, gesundheitsschädlicher zu sein als herkömmliche Cannabis-Produkte, da synthetische Cannabinoide meist Vollagonisten der Cannabisrezeptoren sind, während THC ein Teilagonist ist. Vollagonist bedeutet es werden alle Cannabinoid-Rezeptoren in Gehirn und Körper voll stimuliert, nicht wie bei Cannabis nur einige bis zu einem gewissen Maße (Teilagonist) – das Risiko einer Überdosierung ist somit viel höher! Zudem wirken einige synthetische Cannabinoide viel länger oder ganz anders als Cannabis.
Es gibt erste Hinweise auf ein krebserregendes Potenzial und möglicherweise können sie auch Organe schädigen. Ferner weisen Studien darauf hin, dass synthetische Cannabinoide mit akuten Psychosen im Zusammenhang stehen und die Verschlimmerung von psychotischen Störungen unter besonders anfälligen Personengruppen zur Folge haben kann.
Risiko Überdosierung
Die hohe Wirksamkeit der synthetischen Cannabinoide (bis zu hundertfach so stark wie der Cannabis-Wirkstoff THC sowie die schwankende Wirkstoffkonzentration der Inhaltsstoffe bergen das Risiko von Überdosierungen und unkalkulierbaren Wechselwirkungen. Häufig verändern die Hersteller im Zeitverlauf die Rezepturen, sodass man bei wiederholtem Konsum eines bestimmten Produktes nicht mit der gewohnten Wirkung rechnen kann! Auch kann es passieren, dass man bei einer Neubestellung eines bisher „bekannten“ Produktes eine Verpackung mit identischem Namen und Aussehen geliefert bekommt, diese jedoch völlig andere Inhaltsstoffe enthält. Es gibt für diese Kräutermischungen keine Qualitätskontrollen!
Riskanter Mischkonsum
Häufig werden synthetische Cannabinoide zeitgleich oder zeitnah mit Alkohol und/ oder anderen Drogen gemischt. Doch gerade diese Substanz-Kombinationen können eine extreme Belastung für Körper und Psyche bedeuten. Die Gefahr für lebensbedrohliche Drogennotfälle ist extrem erhöht. Man geht dabei ein unkalkulierbares, gesundheitliches Risiko ein! Die meisten Drogennotfälle und Krankenhauseinweisungen im Zusammenhang mit synthetischen Cannabinoiden sind auf den Mischkonsum mit Alkohol und/oder anderen psychoaktiven Substanzen zurückzuführen! Wir raten generell vom Mischkonsum ab!
Gefährlicher Bodensatz
Problematisch ist, dass die den Kräutermischungen beigemengten, chemischen Cannabinoide nicht immer an den Kräutern haften bleiben und sich im Laufe der Zeit am Boden der Verpackung absetzen. Somit ist die letzte Konsumeinheit mehrheitlich auch die Gefährlichste! Dieser hoch konzentrierte Bodensatz kann gefährliche Überdosierungen zur Folge haben.
Toleranzentwicklung und Abhängigkeit
Regelmäßiger Konsum kann zu einer raschen Toleranzentwicklung führen, d.h. um die erwünschte Wirkung zu erzielen, muss die Dosis gesteigert werden. Zudem sollen synthetische Cannabinoide ein starkes Abhängigkeitspotential besitzen. Synthetische Cannabinoide sind keine Alternative zum Konsum von herkömmlichen, THC-haltigen Cannabis-Produkten. Vorsicht: Suchtverlagerung!
Entzug von synthetischen Cannabinoiden
Der Entzug von synthetischen Cannabinoiden wird von Konsumenten als sehr „harter Entzug“ beschrieben. Bereits nach kurzer Zeit können starke Entzugserscheinungen auftreten:
- Übelkeit und Erbrechen
- Durchfall
- Depressionen
- Schlafstörungen
- innere Unruhe
- Schüttelfrost
- extreme Stimmungsschwankungen
- Appetitlosigkeit
- Antriebslosigkeit
- Herz-Kreislaufprobleme
- Emotionslosigkeit
- Aggressionen
- starkes Craving
Aufgrund der heftigen Entzugssymptome sollte ein Entzug von synthetischen Cannabinoiden niemals alleine durchgeführt werden!
Nachweisbarkeit
Die meisten synthetischen Cannabinoide sind in der Regel mit herkömmlichen Drogenschnelltests nicht nachweisbar. Bei speziellen Labortests können sie jedoch zum Teil nachgewiesen werden. Eine Garantie, dass diese Substanzen nicht nachgewiesen werden können, kann daher nicht gegeben werden!
Tipps für Konsumenten von Kräutermischungen
- Beachte, dass Produkte mit selben Markennamen völlig unterschiedliche Wirkungen und Nebenwirkungen haben können.
- Konsumiere nie alleine!
- Setze dich nach dem Konsum nicht ans Steuer oder aufs Fahrrad! Benutze die öffentlichen Verkehrsmittel oder nimm ein Taxi.
- Dosiere niedrig, beachte, dass der Bodensatz durch ein Absetzen der Wirkstoffe eine höhere Konzentration haben kann.
- Informiere dich so gut wie möglich über eine neue Substanz, bevor du sie konsumierst.
Was tun im Notfall?
Im Zweifelfall immer sofort den Notarzt rufen 112 – Adresse angeben und „bewusstlose Person“ bzw. „Atemstillstand“ melden! Dem Notarzt vor Ort unbedingt mitteilen, welche Kräutermischung und wie viel die betroffene Person davon geraucht hat. Falls noch Reste der Kräutermischung vorhanden sind, diese dem Notarzt aushändigen. Diese Informationen sind äußerst wichtig für die weitere (not)-ärztliche Behandlung. Ärzte haben Schweigepflicht. Rechtzeitiges Handeln kann Leben retten! Wir raten vom Konsum synthetischer Cannabinoide dringend ab! Wir beraten online und beantworten Fragen anonym, zuverlässig und kostenlos! beratung.mindzone.info
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