Substanz
Ketaminhydrochlorid („K“, „Ket“, „Special K“, „Vitamin K“) ist ein Anästhetikum (Narkosemittel), das erstmalig Mitte der 60er Jahre auf den Markt gekommen ist. Unter dem Namen Ketanest® findet es heutzutage vor allem in der Tiermedizin Verwendung. Beim Menschen wird Ketamin nur vereinzelt und ausschließlich in Kombination mit Valium oder anderen dämpfenden Mitteln angewendet, um die aus medizinischer Sicht unerwünschte Nebenwirkungen (Albträume, Halluzinationen) zu unterbinden. Gerade wegen dieser Nebenwirkungen wird Ketamin auch in der Partyszene konsumiert. Strukturell gehört Ketamin zur Stoffgruppe der Halluzinogene und ist mit Phencyclidin (PCP, „Angel Dust“) verwandt.
Ketamin unterliegt nicht dem BtMG. Ketamin ist ein Arzneimittel und unterliegt daher dem Arzneimittelgesetz, d.h. es ist verschreibungspflichtig und darf nicht frei gehandelt werden.
Einnahme
Reines Ketamin ist ein kristallines, weißes, geruchloses Pulver mit leicht bitter-metallischem Geschmack. Als medizinisches Schmerz- und Narkosemittel wird es eine klare, salzwässrige Lösung intravenös und intramuskulär verabreicht. Vereinzelt taucht Ketamin auch in Pillenform auf. Am Schwarzmarkt erworbenes Ketamin ist oft mit Streckmitteln versetzt.
In Deutschland werden zwei Formen von Ketamin gehandelt: Als S-Ketamin und als Racemat (eine Mischung aus S- und R-Ketamin). Da das S-Ketamin etwa doppelt so wirkstark ist, wie das Racemat, lässt sich bezogen auf eine übliche Dosierung keine verlässliche Aussage treffen. Eine möglichst geringe Menge als erste Dosis kann bei der Einschätzung der Wirkstärke hilfreich sein. .S-Ketamin ist ein chemisch aufbereitetes Ketamin mit verstärkter beruhigender und analgetischer Wirkung. Es verursacht seltener Horrortrips als normales Ketamin und ist unter den Handelsnamen Ketanest-S® und Ketamin-S® erhältlich.
Achtung: S-Ketamin wirkt etwa doppelt so stark wie R-Ketamin!
Ketamin kann wird in der Regel nasal und oral konsumiert. Beim nasalen Konsum tritt bereits nach 5-15 Minuten die Wirkung ein und hält ca. 45-60 Minuten an. Beim oralen Konsum wird das Pulver in heißem Wasser aufgelöst, mit Fruchtsaft (wegen des bitteren Geschmacks) aufgegossen und getrunken. Je nach Mageninhalt tritt die Wirkung nach 5-20 Minuten ein und hält ca. 90 Minuten an.
Bereits geringe Dosissteigerungen können starke Wirkunterschiede hervorrufen. Eine normale „Line“ Ketamin kann bereits eine gefährliche Überdosierung bedeuten.
Besonders problematisch: Der Wirkstoffgehalt des am Schwarzmarkt gehandelten Ketamins unterliegt oft starken Schwankungen. Das macht die Substanz unberechenbar und schwer zu dosieren.
Weitere Informationen zur Dosierung findest du hier https://drugscouts.de/de/lexikon/ketamin
Alles über Ketamin und Ketamin-Analoga: 7. Folge „Dr. Schepper antwortet..“ (youtube.com)
Wirkungen
Die Wirkung, sowie die Wirkdauer, sind abhängig von Dosierung, Konsumhäufigkeit, Set (Person) und Setting (Umfeld). In geringen Dosierungen kommt es zu einer leicht euphorischen alkoholähnlichen Wirkung. Bei steigender Dosis bewirkt Ketamin eine immer stärkere Trennung der Psyche vom Körper oder ein Gefühl mit der Umwelt zu verschmelzen. Konsumierende berichten von einem Leichtigkeitsgefühl und dem Gefühl über dem eigenen Körper zu schweben. Kommunikation erweist sich unter Ketamin-Einfluss als schwierig, die Emotionen werden nur noch sehr „flach“ wahrgenommen, Gedanken reißen ab, der „rote Faden“ geht verloren. Geschmacks- & Geruchssinn sind stark reduziert, Musik wird verzerrt wahrgenommen, Schmerzen verschwinden.
Bei höheren Dosen ist die Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt. Es können Halluzinationen auftreten, die sich jedoch stark von jenen von LSD & Pilzen unterscheiden. Im Keta-Rausch erscheinen häufiger kalte, dunkle Visionen wie etwa Tunnelbilder. Bei hohen Dosierungen berichten KonsumentInnen auch von Nahtoderfahrungen.
Achtung: Personen im Ketamin-Rausch auf keinen Fall Speisen oder Getränke anbieten! Ketamin stört die Motorik des Mund-Rachen-Raumes (Gefahr, sich zu verschlucken!). Es kann zu einer Verkrampfung des Kehldeckels und als Folge Atem- oder Herzstillstand auftreten! Nach Abklingen des Rausches kann Wasser getrunken werden. Besonders gefährlich sind auch heiße Getränke: ein kochend heißer Kaffee kann im „Keta-Rausch“ als lauwarm empfunden werden, so dass sich der Betroffene beim Trinken verbrühen kann.
Bedenke: Ketamin ist ein Anästhetikum (Narkosemittel). Es versetzt den Konsumenten in einen tranceartigen Zustand und schaltet dabei jegliches Schmerzempfinden aus. Die Gefahr ohnmächtig zu werden bzw. zusammenzusacken und sich dabei zu verletzen, ohne es zu merken, ist besonders gegeben. Bequeme Sitz- oder Liegemöglichkeiten sollten auf jeden Fall verfügbar sein!
Negative Effekte
Da bei steigender Dosierung verstärkt dissoziative und halluzinogene Effekte auftreten, kann es sein, dass diese als unangenehm oder negativ empfunden werden. Diese Wirkung kann psychisch sehr belastend sein und unter Umständen Angst und paranoide Zustände auslösen.
Auf körperlicher Ebene kann Ketaminkonsum zu Nystagmus (ein unwillkürliches Zittern des Augapfels), Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, zu einem unkoordiniertem Ablauf von Muskelbewegungen (Ataxie), Schwindel, verwaschener Sprache, erhöhtem Puls und Blutdruck sowie lebensgefährlichen Herzrhythmusstörungen führen. Hohe Dosen können Muskelsteifheit, Rhabdomyolyse (auflösen der quergestreiften Muskulatur), Lähmungserscheinungen, tiefen Schlaf und Narkose bewirken, sehr hohe Dosen epileptische Anfälle und Koma.
Beim Mischkonsum mit Downern (z.B. Alkohol, Benzos, Opioide) kommt es zu einem verstärkten Auftreten von Nebenwirkungen bzw. zu einer Verstärkung der eindämmenden Wirkung. Die Gefahr einer Atemlähmung erhöht sich dabei drastisch.
Das Herunterkommen von Ketamin kann von Schwäche, Unsicherheit und Erschöpfung gekennzeichnet sein. Ketamin macht schmerzunempfindlich und beeinträchtigt das Zeitempfinden sowie das Gedächtnis. Diese Effekte machen es schwer, angemessen auf Ereignisse zu reagieren und erhöhen dadurch die Gefahren von Unfällen und Verletzungen.
Ketamin + Sex
Ketamin ist aufgrund seines Wirkprofils alles andere als eine Sex-Droge, da die körperliche Empfindung nach dem Konsum von Ketamin stark entfremdet wird und die für einen lustvollen Sex notwendige körperliche Sensibilität betäubt wird.
Nichtsdestotrotz wird Ketamin in Kombination (siehe Infos zu Mischkonsum!) mit anderen Substanzen (z.B. GHB/ GBL, Ecstasy, Crystal, Viagra etc.) durchaus auch zum Sex (vorwiegend für besonders schmerzvolle Sexpraktiken) eingesetzt. Da Ketamin das Schmerzempfinden vermindert/ausschaltet, ist die Bereitschaft zu verletzungsträchtigen Sexpraktiken und damit das Risiko einer HIV- und Hepatitis-Übertragung höher. Deshalb ist es besonders wichtig, vor dem Konsum konkrete Absprachen über die einvernehmliche Bereitschaft zum Sex, Sexpraktiken, Safer-Sex zu treffen. Kondome/Handschuhe und Gleitmittel sollten ausreichend vorhanden sein.
Mögliche Langzeitfolgen
Mit häufigerem Konsum kann es immer schwieriger werden, das im Rausch erlebte in den Alltag zu integrieren und zu verarbeiten. Zudem besteht das erhöhte Risiko, dass psychische Erkrankungen ausgelöst werden. Dissoziative Anästhetika können psychisch abhängig machen, chronischer Konsum kann zu depressiven Verstimmungen und Ängstlichkeit führen. Sie lösen schon in geringen Dosen Funktionsstörungen in Gebieten des Gehirns aus, die für Gedächtnis, Lernen und Wahrnehmung verantwortlich sind. Je öfter die Substanz konsumiert wird und je größer die einzelnen Dosen sind, desto bedenklicher können die Funktionsstörungen werden. Deshalb leiden manche LangzeituserInnen unter neurologischen Störungen und Beeinträchtigungen des Gedächtnisses. Auf körperlicher Ebene können Langzeitfolgen blutiger Urin, Schmerzen beim Harnlassen und Inkontinenz sein. Teilweise treten irreparable Schäden der ableitenden Harnwege auf, die eine operative Entfernung erzwingen.
Konsumiere nie…
- Herz-Kreislauferkrankungen (insbesondere Tachykardie & koronare Herzerkrankungen) oder Bluthochdruck
- Schlechter Stimmung, Unruhe, Angst
- Psychischen Erkrankungen, wie z.B. Depression
- Schwangerschaft und Stillphase
Risk-Reduction
Konsumierst du Ketamin trotz gesundheitlicher und rechtlicher Risiken, solltest du folgende Regeln beachten:
- Die Halluzinationen bzw. dissoziativen Zustände, die Ketamin auslöst, können sehr intensiv sein und als erschreckend oder negativ empfunden werden. Wenn du dich unsicher fühlst, solltest du auf den Konsum verzichten.
- Ketamin sollte niemals alleine eingenommen werden. Sorge im Vorfeld dafür, dass jemand auf dich achtet der/die nüchtern ist.
- Wird Ketamin in Tablettenform geschluckt, können die ersten Effekte zeitlich verzögert eintreten. Also nicht nachwerfen!
- Die Effekte wirken in reizarmen Umgebungen weniger überfordernd.
- Ketamin beeinträchtigt die Koordinationsfähigkeit stark, wodurch die Verletzungsgefahr steigt. Da du keine Schmerzen verspürst, kannst du die Schwere einer Verletzung unter Umständen nur schwer einschätzen.
- Mischkonsum, insbesondere mit Downern oder Alkohol erhöht das Risiko einer Ohnmacht, einer Atemdepression oder eines Atemstillstands.
- Reagiere darauf wenn es FreundInnen, die Ketamin konsumiert haben, nicht gut geht: Begleite sie nach Hause oder zumindest an einen ruhigen Ort und bleib bei ihnen und beruhige sie. Wenn sie ohnmächtig werden oder Atembeschwerden haben, bringe sie in die „stabile Seitenlage“ und verständige umgehend die Rettung. Sollten sie einschlafen, beobachte unbedingt die Atmung. Wenn die Atmung flacher wird oder der/die Betroffene nicht mehr weckbar ist – sofort die Rettung rufen.
Nachweisbarkeit
Ketamin ist zwei bis vier Tage im Urin nachweisbar. Im Unterschied zu früher kann Ketamin neuerdings von routinemäßigen Drogenschnelltests (z.B. bei Polizeikontrollen) zuverlässig detektiert werden.
Mischkonsum
Ketamin + Alkohol/ Heroin/ Schlaf- und Beruhigungsmittel: Risiko einer Atemdepression ist stark erhöht.
Ketamin + GHB/GBL/BDO: Das Risiko einer Atemdepression ist stark erhöht, gegensätzliche Wirkung stellt große Belastung für Körper und Psyche dar.
Ketamin + Ecstasy: In geringen Ketamin-Dosierungen kommt es zu bildhaften Visionen, in höheren Ketamin-Dosen werden die gegensätzlichen Wirkungsprofile deutlich und als sehr unangenehm empfunden.
Ketamin + Speed/ Crystal: Diese Kombination stellt eine extreme Belastung für das Herz-Kreislaufsystem und die Psyche dar. Zudem besteht erhöhte Verletzungsgefahr, weil Speed/ Crystal den Bewegungsdrang fördert, die Bewegungsfähigkeit durch das Ketamin stark eingeschränkt ist.
Ketamin + LSD: gegenseitige Verstärkung, für junge und unerfahrene Konsumenten ist diese Kombination ungeeignet, da es zu einer psychischen Überforderung kommen kann.
Ketamin + Kokain: extreme Belastung für das Herz-Kreislaufsystem, erhöhte Verletzungsgefahr, weil Kokain den Bewegungsdrang fördert, die Bewegungsfähigkeit durch das Ketamin stark eingeschränkt ist.
Ketamin + HIV-Medikamente: erhöhte Gefahr für Atemdepression, Bewusstseinsverlust, Halluzinationen, Ketamin-Spiegel ist stark erhöht
Ketamin + Viagra: Risiko für ein lebensbedrohliches Herz-Kreislaufversagen ist stark erhöht!
Ketamin + Poppers: Risiko von Bewusstlosigkeit, Atemstillstand und Koma ist stark erhöht!
Weitere Infos zum Thema Mischkonsum findest du hier…
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