Substanz
Lachgas bzw. Distickstoffmonoxid (N2O) ist ein farb- und geruchloses, leicht süßlich schmeckendes Gas. In der Medizin wurde Lachgas erstmals 1844 vom Zahnarzt H. Wells eingesetzt, denn es hat eine schmerzstillende, betäubende Wirkung. Lachgas ist in Form von Kapseln (für Sahnespender) und in Gasflaschen erhältlich. Es ist ein starkes Treibhausgas und Hauptursache für die Zerstörung der Ozonschicht.
Einnahme
Die Einnahme von Lachgas kann auf verschiedenste Arten erfolgen. Eine Möglichkeit ist, das Gas aus dem Lagerbehälter in einen Luftballon umzufüllen und dann aus dem Ballon zu inhalieren.
Einige Konsumierende inhalieren das Gas direkt durch Zapfsäulen, Cracker, Kartuschen oder Zylinder. Dies stellt ein extrem hohes Risiko für schwere Kälteverbrennungen und Lungenverletzungen dar. Das Gas wird mit Temperaturen zwischen − 40 °C bis− 55 °C freigesetzt. Dadurch kann es innerhalb von Sekunden zu gefährlichen Verbrennungen von Nase, Lippen, Mund, Rachen, Stimmbänder und Lungen kommen. Eine Schwellung der Atemwege kann lebensbedrohlich sein! Bei Verdacht sofort den Notarzt rufen (112).
Das Gas steht unter hohem Druck und kann bei direktem Inhalieren zu Rissen im Lungengewebe führen. Zylinder stehen deutlich stärker unter Druck als Kartuschen und bergen daher auch ein höheres Risiko für Druckverletzungen.
ACHTUNG: Das Gas führt dazu, dass Brände heißer, schneller und intensiver werden. Deshalb darf bei Verwendung des Gases nicht geraucht und andere Zündquellen müssen vermieden werden.
Wirkungen
Die Wirkung von Lachgas wird individuell sehr unterschiedlich empfunden.
Die Auswirkungen des Gases sind sehr schnell, aber kurzlebig. Sie beginnen fast sofort, erreichen einen Höhepunkt von etwa 10-30 Sekunden nach dem Einatmen und enden innerhalb von 1-5 Minuten.
Konsumierende berichten von starker Euphorie, Entspannung, einem Wärmegefühl und Wahrnehmungsverzerrungen von Empfindungen, Raum und Zeit. Die Euphorie kann mit Kichern oder Lachen einhergehen. Die Verzerrungen können das Hör- und Sehvermögen beeinträchtigen. Auch kann sich ein allgemeines Gefühl der Loslösung / Dissoziation bemerkbar machen. Gelegentlich wird von Halluzinationen bei hoher Dosierung berichtet.
Kurzzeitwirkungen
Häufige Nebenwirkungen des Konsums sind Schwindel, Benommenheit, Desorientiertheit, Kopfschmerzen und generelles Kribbelgefühl. Es kann auch zu Übelkeit und Ohnmacht sowie zu einem vorübergehenden Verlust an Koordination und Gleichgewicht kommen. In einigen Fällen müssen sich Konsumierende übergeben, was bei einer Bewusstseinseintrübung das Risiko einer Aspiration (Einatmen von Erbrochenem in die Lunge) birgt.
Weiterhin können auftreten: Taubheitsgefühl in Armen und Beinen, Erschöpfung, Verlust des Zeitgefühls, Übelkeit und Antriebslosigkeit bis hin zu Bewusstlosigkeit und Ersticken durch fehlenden Sauerstoff.
Langzeitwirkungen
Distickstoffmonoxid verursacht eine dosisabhängige chronische Toxizität, wobei regelmäßiger und starker Konsum das größte Risiko darstellt. Die körperlichen Vorgänge sind noch nicht vollständig geklärt, jedoch spielt die irreversible Inaktivierung von Vitamin B12 eine wichtige Rolle. Auch könnten Auswirkungen auf den N-methyl-D-aspartat (NMDA)-Glutamat-Rezeptor vorliegen. Zu den weiteren beitragenden Faktoren können Hypoxie (Sauerstoffmangel) und Azidose gehören (Überproduktion von Säure, die sich im Blut und in anderen Körperteilen anreichert) infolge der Nutzung des Gases ohne Sauerstoff.
Als besonders problematisch an Lachgas gilt dessen Neurotoxizität (schädliche Wirkung auf das Nervensystem. Dadurch können auch psychiatrische Symptome wie veränderte psychische Verfassung, Halluzinationen, psychotische Episoden sowie Stimmungsstörungen entstehen. Durch das Gas können auch Blutkrankheiten wie Anämie (Blutarmut) entstehen. Bei häufigem Konsum sind selten Fälle von Thrombosen, Embolien und Herzinfarkten aufgetreten.
Eine häufige wiederholte Hypoxie (Sauerstoffmangel) kann eine Reihe von körperlichen Schäden verursachen. Dazu gehören Hirnschädigungen mit kognitiven Beeinträchtigungen, wie bspw. Schwierigkeiten beim Konzentrieren, Erinnern, Lernen neuer Dinge sowie Treffen von Entscheidungen.
Nachweisbarkeit
Lachgas ist im Blut nicht nachweisbar und wird etwa eine Stunde nach dem Konsum vollständig aus dem Organismus ausgeschieden.
Mischkonsum
N2O mit Alkohol: In Verbindung mit Alkohol kommt es verstärkt zu Übelkeit und Erbrechen.
N2O und Cannabis: Lachgasrausch wird verlängert und Cannabisrausch intensiviert. Gefahr eines starken Blutdruckabfalls mit lebensbedrohlicher Sauerstoffunterversorgung des Gehirns.
N2O und Ketamin: Verstärkte Ich-Auflösung kann zu Angst- und Panikattacken führen. Blackouts sind keine Seltenheit.
N2O und LSD: Halluzinogene Wirkung kann extrem verstärkt werden.
N2O und Opioide: Risiko einer tödlichen Atemdepression!
N2O und Poppers: Gefahr eines starken Blutdruckabfalls verbunden mit Sauerstoffunterversorgung.
N2O und MDMA / Amphetamin: Bei Lachgas kann es in Einzelfällen zu einer abnormalen Körpertemperaturerhöhung kommen. Diese könnte eine unter Amphetamin bzw. Amphetaminderivaten schon bestehende Hyperthermie (Überhitzung) verstärken.
Rechtlicher Status
Medizinisches Lachgas fällt unter das Arzneimittelgesetz (AMG), ein freier Handel ist somit strafbar.
Technisches bzw. industrielles Lachgas wird nicht als Betäubungsmittel eingestuft und unterliegt weder dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG), dem Neue-Psychoaktive-Stoffe-Gesetz (NpSG) noch dem Arzneimittelgesetz (AMG). Wird es jedoch als Rauschmittel eingesetzt und zu diesem Zweck verkauft, fällt es unter die Bestimmungen des Arzneimittelgesetzes (AMG) und der Verkäufer kann demzufolge strafrechtlich verfolgt werden.