Substanz
Tramadol ist schmerzlindernder (analgetischer) Wirkstoff aus der Gruppe der synthetischen Opioide. In der Medizin wird es zur Behandlung bei mittelstarken bis starken Schmerzen eingesetzt. Tramadol erreicht bei gleicher Dosierung nur 10 bis 17 % der Wirksamkeit von Morphin. Im WHO-Stufenplan zur Schmerztherapie wird Tramadol daher wie Tilidin als schwach wirkendes Opioid eingestuft. Als Arzneimittel wurde es in Deutschland 1977 unter dem Namen Tramal auf den Markt gebracht.
Einnahme
Tramadol wird in der Regel als Filmtablette, Hartkapsel, Retard-Tablette oder in Form von Tropfen (Lösung) verabreicht. Die Dosierung wird vom behandelnden Arzt festgelegt und sollte unbedingt eingehalten werden.
Bei Erwachsenen und Jugendlichen über 12 Jahren beträgt die übliche Einzeldosis 50 – 100 mg 3- bis 4-mal täglich, alle 4 – 6 Stunden (Ausnahme Retardpräparate!).
Wirkung
Opioide wie Tramadol erzielen ihre schmerzstillende (analgetische) Wirkung durch Aktivierung von Opioid-Rezeptoren im menschlichen Körper. Es wirkt an spezifischen Nervenzellen des Rückenmarks und des Gehirns.
Wird Tramadol in Tablettenform geschluckt, setzt die schmerzstillende Wirkung innerhalb der nächsten Stunde ein, hat ihren Höhepunkt nach zwei bis drei Stunden und dauert bis zu sechs Stunden. In Tropfenform eingenommen stellt sich die Wirkung von Tramadol schneller ein und ist begleitet von einer leichten Euphorie. Die empfohlene maximale therapeutische Dosis pro Tag beträgt 400 Milligramm.
Kurzzeitwirkungen
Unter der Anwendung von Tramadol können Nebenwirkungen auftreten, wie Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schwitzen und Herzklopfen.
Opioide haben in der Regel eine sog. atemdepressive Wirkung. Das bedeutet, die Atmung wird flacher und kann sich verlangsamen bis hin zum Atemstillstand. Tramadol hat jedoch keine so starke Wirkung auf das Atemzentrum wie andere Opioide.
Bei höheren Dosierungen von Tramadol steigt allerdings das Risiko eines Krampfanfalls. Dieser Effekt ist vermutlich eine Folge der verstärkten Aktivität von Serotonin und Noradrenalin. Personen, die schon mal einen Krampfanfall hatten, sind besonders gefährdet. Die gleichzeitige Einnahme von Antidepressiva kann das Krampfrisiko ebenfalls erhöhen.
Aufgrund der Wirkung auf das Serotoninsystem kann Tramadol ein Serotonin-Syndrom auslösen. Ist die Serotoninausschüttung zu stark angeregt, fühlen sich Betroffene verwirrt, schwitzen stark und können krampfartige Muskelzuckungen kriegen. Schwere Formen des Serotonin-Syndroms sind lebensbedrohlich.
Zugleich wirkt Tramadol euphorisierend, enthemmend und beruhigend. Gelegentlich kann es auch zu Halluzinationen kommen. Aufgrund dieser Nebenwirkungen wird Tramadol zunehmend missbräuchlich zu Rauschzwecken als Droge konsumiert.
Die Tramadol-Wirkung kann das Nervensystem stark beeinträchtigen (Schwindel und Benommenheit), wodurch eine sichere Bedienung von Maschinen und Fahrzeugen eventuell nicht mehr gewährleistet ist. Konsumierende sollten dies unbedingt beachten.
Bei Einschränkungen der Atemfunktion (wie Asthma), eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion, Neigung zu Epilepsie, erhöhtem Hirndruck bei Kopfverletzungen oder Gehirnerkrankungen sollte auf die Einnahme von Tramadol verzichtet werden.
Wechselwirkungen
Gefährlich ist die Kombination von Tramadol, wenn zusätzlich andere Drogen oder Medikamente eingenommen werden, die das Serotoninsystem beeinflussen wie beispielsweise Antidepressiva. Bei diesen Kombinationen besteht die Gefahr eines Serotonin-Syndroms. Achtung Lebensgefahr!
Dies gilt auch bei einem Mischkonsum mit Upper-Substanzen (Kokain, MDMA, Amphetamin usw.): Dabei kann es zu einer hohen Belastung für den Körper kommen (Kreislaufkollaps usw.). Zudem sollte Tramadol niemals mit MAO-Hemmern oder -Inhibitoren (MAOI) konsumiert werden. Dies kann zu erheblichen gesundheitsschädigenden Wechselwirkungen führen, welche sich in Angstzuständen, Verwirrtheitszuständen und Halluzinationen zeigen können.
Tramadol sollte ebenfalls nicht mit anderen Opioiden kombiniert werden, da die resultierende Wirkung aufgrund von Wechselwirkungen nicht abgeschätzt werden kann.
Das Mischen mit anderen Downern (Alkohol, Benzodiazepine, Medikamente, GHB/GBL) kann zu gefährlichen Wechselwirkungen und einer Verstärkung der Wirkung führen und es besteht die Gefahr einer Atemdepression bis hin zur Atemlähmung, einer Blutdrucksenkung, eines Komas und kann im schlimmsten Fall zum Tod führen!
Langzeitwirkungen
Da Tramadol unter anderem die Stimmungslage und die Psyche beeinflussen kann, besteht die Gefahr, dass das Medikament missbräuchlich angewendet wird.
Bei Tramadol ist ein Abhängigkeitspotential gegeben. Insbesondere kann ein regelmässiger und langfristiger Konsum zu einer psychischen und physischen Abhängigkeit führen. Das sofortige Absetzen des Medikamentes nach längerem Gebrauch kann zu negativen Entzugssymptomen führen, welche sich in Schwindel, körperlicher Schwäche, innerer Unruhe, Zittern, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Schwitzen, Übelkeit, Halluzinationen und Depressionen äussern können.
Bei einem länger andauernden Konsum kann es zu allgemeinen Stimmungsveränderungen, Veränderungen des Entscheidungsverhaltens oder Wahrnehmungs- und Reaktionsstörungen kommen.
Weitere Langzeitrisiken sind allergische Reaktionen, Schlafstörungen und Schwindelgefühle.
Rechtlicher Status
Tramadol ist in Deutschland ein verschreibungspflichtiges Medikament, das nicht nicht dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG) unterstellt ist.