Lachgas bzw. Distickstoffmonoxid (N2O) ist ein farb- und geruchloses Gas, das unter jungen Heranwachsenden in Deutschland zunehmend zu Rauschzwecken konsumiert wird. Viele Jugendliche atmen Lachgas ein, um sich einen kurzen Kick zu verschaffen. In den Medien wird das Thema Lachgas zusätzlich angeheizt.
Der genaue Wirkmechanismus von Lachgas ist bislang nicht vollständig erforscht. Nebenwirkung, wie Benommenheit, Schwindel, Desorientiertheit, Kopfschmerzen und Kribbeln im ganzen Körper können auftreten, ebenso Übelkeit sowie Gleichgewichtsprobleme.
Bekannt ist, dass bei häufigem, hochdosiertem Konsum Lachgas das Knochenmark und das Nervensystem schwer schädigen kann. Auch der Mischkonsum mit anderen Substanzen (z.B. Alkohol und Cannabis) birgt erhebliche Gesundheitsgefahren.
Um schwere Nebenwirkungen möglichst zu vermeiden, haben wir nachfolgende Safer-Use-Hinweise zu Lachgas zusammengefasst.
Bitte beachten: Auch unter Einhaltung der Safer-Use-Hinweise raten wir dringend von dem Konsum von N2O ab, da dies negative gesundheitliche Folgen haben kann. Risikofreien Konsum gibt es nicht! Die Anwendung von Safer-Use-Regeln kann helfen, Risiken zu minimieren.
- (Sehr) Jungen Menschen raten wir vom Lachgaskonsum ab. Je früher Du mit dem Lachgaskonsum beginnst, desto höher ist das Risiko von Entwicklungsbeeinträchtigungen bzw. andauernden Nach- und Nebenwirkungen.
- Personen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Epilepsie oder Neigung zu Krampfanfällen, mit Atemwegserkrankungen wie Asthma und Personen mit Mittelohrentzündung raten wir ebenfalls vom Konsum ab. Personen, die schon einmal Rippenbrüche oder einen Tauchunfall hatten, sollten kein Lachgas konsumieren, da dies eventuell vorhandene Lungenprobleme verstärken kann!
- Die gleiche Dosis ruft bei Menschen mit geringem Körpergewicht, kleiner Statur oder wenig Körperfett in der Regel eine stärkere Wirkung hervor, u.a. weil sich Lachgas vor allem an die Fettzellen bindet. Auch die Risiken steigen. Pass also die Dosis deinem Körper an.
- Konsumiere nicht alleine und achte darauf, dass immer eine nüchterne Vertrauensperson in Deiner Nähe ist, die im Notfall Hilfe leisten oder holen kann (Notruf 112).
- Konsumiere nur, wenn es Dir körperlich und seelisch gut geht. Halte Dich an regelmäßigen Konsumpausen.
- Lass Dich nicht von der harmlosen Aufmachung täuschen. Insbesondere bei übermäßigem Konsum können schwere Schäden hervorgerufen werden. Bspw. schwere Schädigung des Nervensystems (sog. Polyneuropathie) oder sogar einer Schädigung des Rückenmarks (Lähmungserscheinungen). Ein leichtes Kribbeln in den Fingerspitzen können erste Anzeichen dafür sein.
- Beim Inhalieren vom Lachgas ist es ratsam, dieses im Sitzen oder Liegen zu tun, da es durch eintretenden Schwindel zu schweren Stürzen und Verletzungen kommen kann.
- Achte auf eine sichere Umgebung. Scharfe und spitze Gegenstände können bei Ohnmacht oder Verlust der Koordination und des Gleichgewichts bei Trunkenheit zu Verletzungen führen.
- Lachgas niemals vor oder während Tätigkeiten konsumieren, die Konzentration erfordern, z.B. Führen eines Fahrzeuges oder Bedienen einer Maschine. Es kann zu Bewusstlosigkeit und schweren Unfällen führen. Schütze nicht nur Dein Leben, sondern auch das Leben anderer.
- N2O enthält keinen Sauerstoff. Das heißt, Du atmest ein, ohne Sauerstoff zu Dir zu nehmen. Deswegen ist es sehr wichtig, nach jedem Zug N2O Sauerstoff einzuatmen. In geschlossenen Räumen ohne ausreichend Belüftung wie bspw. im Auto kann die Freisetzung des Gases tödlich verlaufen.
- WICHTIG:Lege Pausen ein und immer zwischendurch Luft holen (am besten an der frischen Luft). Luftballon mehrmals absetzen und nicht so viel nacheinander inhalieren, um eine ausreichende Sauerstoffzufuhr sicherzustellen und eine zu hohe Lachgaskonzentration zu vermeiden.
- Nicht direkt aus der Kapsel oder Gasspendern inhalieren, sondern bspw. aus Luftballons, da sonst schwere Kälteverbrennungen im Kehlkopf und Lungenverletzungen drohen! Beim direkten Konsum von Lachgas aus den Kapseln oder den Gasflaschen besteht die Gefahr, dass die Lippen an den Gasquellen festfrieren. Kälteverbrennungen werden aufgrund der schmerzlindernden Wirkung des N2O oftmals nicht bemerkt. Eine frühzeitige Erkennung und Behandlung und ggf. Weiterleitung an spezielle Brennzentren ist unerlässlich. Eine Schwellung der Atemwege kann lebensbedrohlich sein! Bei Verdacht sofort Notarzt rufen (112).
- Vermeide möglichst Mischkonsum, besonders wenn du eine Substanz zum ersten Mal ausprobierst. Das Risiko unkalkulierbarer und z.T. lebensbedrohlicher Wechselwirkungen ist immer höher, wenn Du mit einer oder mehreren konsumierten Substanz(en) noch keine Erfahrungen hast.
- Ein besonders hohes Risiko besteht, wenn Distickstoffmonoxid mit Drogen angewendet wird, die eine zentrale dämpfende Wirkung Dazu gehören Alkohol, Benzodiazepine, GHB/GBL und Opioide. Beim Mischkonsum mit Lachgas kommt es zu einer Wirkungsverstärkung. Es besteht das Risiko, ohnmächtig zu werden und zu erbrechen.
- Bei Überdosierung hilft es, über eine kurze Zeit in schneller Folge ein- und auszuatmen (Hyperventilation). Dadurch wird das Gas aus dem Körper transportiert.
- Insbesondere bei wiederholtem Konsum auf eine gute Vitamin-B12-Versorgung achten (z.B. Cornflakes, Multivitaminsäfte, zur Not mit Präparaten aus der Apotheke). Dies gilt insbesondere für Personen, die sich vegan ernähren.
- Lachgas wirkt brandfördernd. Das Gas führt dazu, dass Brände heißer, schneller und intensiver werden. Daher ist bei offener Flamme und beim gleichzeitigen Umgang mit Zigaretten oder Joints höchste Vorsicht geboten!
- Versuche nicht die Kapseln mit Hammer und Nagel zu öffnen. Aufgrund des enormen Drucks und der Temperatur der Kapsel beim Öffnen [-91°C] kann es zu gefährlichen Verletzungen kommen.
- Benutzt man zur Inhalation aus Gasflaschen eine Maske, die Mund und Nase umschließt, kann man diese nicht mehr vom Mund lösen, wenn das Gas in der Flasche vollständig aufgebraucht ist – es besteht Erstickungsgefahr aufgrund mangelnder Sauerstoffzufuhr!
- Verwechsle den Konsum von Lachgas nicht mit dem Schnüffeln von Feuerzeuggas [Butangas], Deosprays [Propan- und Butangas], Eisspray [Butan-, Propan- und Pentangas] oder ähnlichem. Bei diesen Stoffen sind die Nebenwirkungen und die gesundheitliche Schädigung bedeutend größer und es ist eine Vielzahl von Todesfällen bekannt!
- Verwende kein technisches Lachgas, das beim Autotuning benutzt wird! Es enthält Verunreinigungen, die lebensgefährlich sein können.
- Gasflaschen sollten nur senkrecht stehend verwendet werden. Liegt die Flasche, kann es zum Austritt von flüssigemN2O kommen, der Kontakt mit Haut oder Augen kann schwere Schäden verursachen.
- Während der Schwangerschaft kein Lachgas konsumieren! Bei schwangeren Frauen ist das Risiko einer Fehlgeburt erhöht. Bei regelmäßigem Konsum können durch den Sauerstoffmangel Organmissbildungen, Entwicklungsbeeinträchtigungen und/oder Nervenschädigungen beim ungeborenen Kind hervorgerufen werden. Ob N2O auch in die Muttermilch übergeht, ist noch nicht ausreichend erforscht. Konsumverzicht wird trotzdem auch während der Stillzeit empfohlen.
Weiterführende Substanzinfos zu Lachgas….
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