In der 11. Video-Folge des virtuellen Mindzone-Infostandes befasst sich Dr. Schepper mit dem brandaktuellen Thema HHC – Hexahydrocannabinol.
Was ist HHC?
HHC – Hexahydrocannabinol ist ein halbsynthetisches Cannabinoid. Zwar wurde es schon 1947 zum ersten Mal synthetisiert. Dennoch gibt es bis heute kaum Erkenntnisse über diesen Wirkstoff. Momentan wird HHC offen als ‚legaler Ersatz“ für Cannabis und THC verkauft.
Verbreitung
In Europa trat HHC das erste Mal im Mai 2022 auf und wurde seither in mehr als 70 % der EU-Mitgliedsstaaten festgestellt (EMCDDA, 2023 – Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht). In Deutschland erfolgte der erstmalige bundesweite Nachweis im Dezember 2022 auf Basis einer Sicherstellung durch den Zoll im Juni 2022. HHC existiert bundesweit, wird aber schwerpunktmäßig in südlichen Bundesländern thematisiert. Zu den Personengruppen, die mit HHC besonders in Verbindung gebracht werden, zählen Jugendliche und junge Erwachsene, Personen aus dem Clubbing-Milieu sowie Cannabis-Konsumierende (Trendspotter September 2023).
Herstellung
Bei HHC handelt es sich um ein THC-Derivat, welches nur in Spuren in der Cannabispflanze vorkommt. Es wird deshalb primär durch Hydrierung von THC oder CBD (z.B. aus Cannabisextrakten) gewonnen. Dabei wird das Ausgangsprodukt aufgespalten und mit einem H-Molekül versetzt. In diesem chemischen Prozess wird THC/CBD in HHC umgewandelt. Da THC zwar natürlich ist, HHC allerdings im Nachhinein daraus synthetisch hergestellt wird, wird es wissenschaftlich als halbsynthetisches Cannabinoid angesehen.
Wirkungen und Nebenwirkungen
Als hydriertes Derivat von THC vermittelt Hexahydrocannabinol seine psychoaktive Wirkung über das Endocannabinoid-System, indem es an den körpereigenen Cannabinoid-Rezeptoren andockt und so einen Rauschzustand hervorruft. Es soll eine ähnliche Wirkung wie THC hervorrufen, allerdings weniger psychoaktiv. Jedoch gibt es bisher kaum wissenschaftliche Informationen über die Wirkung von HHC, die bisherigen Erkenntnisse stammen aus User-Berichten.
Einige Konsumierende berichten von einer beruhigenden und entspannenden Wirkung. Wie auch bei dem Konsum von THC sind gerötete Augen und ein trockener Mund keine Seltenheit. Bei höheren Dosen kann es jedoch zu unerwünschten Nebenwirkungen kommen, wie z.B. Schwindel, Übelkeit, Paranoia, Angstzustände, Unruhe, Herzrasen und einem erhöhten Blutdruck.
Sowohl die Dauer als auch die Intensität der Nebenwirkungen sind absolut individuell und hängen von unterschiedlichen Faktoren ab, vor allem von der Dosierung. Je höher die Dosis desto höher das Risiko für unerwünschte Nebenwirkungen. Weitere Faktoren sind die individuelle Toleranz und die Art der HHC Aufnahme. Beim Rauchen oder Verdampfen setzt die Wirkung schnell ein und auch die Nebenwirkungen können zeitnah auftreten. Bei oraler Aufnahme, also Edibles wie Brownies, kann es bis zum Wirkungseintritt länger dauern, da sie erst den Magen passieren müssen, bevor sie vom Körper verstoffwechselt werden können. Vor allem unerfahrene Konsumierende können deshalb fälschlicher Weise denken: Das HHC wirkt nicht?! Wenn dann nachgelegt wird, ist die Gefahr einer Überdosierung sehr hoch.
Da es bisher kaum Studien zu menschlichem Konsum von HHC gibt, lassen sich weitere Nebenwirkungen nicht ausschließen. Auch über die Wechselwirkungen mit anderen Substanzen oder über kurz- und langfristige Auswirkungen auf das Gehirn ist bisher nichts bekannt.
Derivate von HHC: HHC-O und HHC-P
Glaubt man einigen Online-HHC-Shops und HHC-Erfahrungsberichten, ist die HHC-O Wirkung nochmals stärker und langanhaltender als bei HHC – in etwa äquivalent zum Wirkungsunterschied von THC zu THC-O.
Diese “potentere” Wirkung hat jedoch ihren Preis: HHC-O oder auch HHC-O-Acetat steht im Verdacht, erhebliche gesundheitliche Nebenwirkungen zu verursachen. Beim Erhitzen von Acetaten entsteht die toxische Verbindung Keten. So wird in den USA das in THC-Vapes enthaltene Vitamin E-Acetat für einige Todesfälle verantwortlich gemacht. Keten kann zu Atemproblemen und Lungenversagen führen und es wird vermutet, dass von acetathaltigen Produkten wie HHC-O womöglich ähnliche Gefahren ausgehen wie von Vitamin E-Acetat.
HHC-O wird mittels chemischer Umwandlung aus HHC hergestellt. Geht man bei HHC davon aus, dass es zumindest noch in Spuren natürlicherweise im Cannabis vorkommt, ist dies bei HHC-O definitiv nicht mehr der Fall.
Die HHC-P Wirkung ist nochmal deutlich stärker als die HHC Wirkung. Zudem könnte sich HHC-P als Cannabinoid-Rezeptor-Vollagonist herausstellen, was das Auftreten schwerer Nebenwirkungen wahrscheinlich macht.
Verkaufsangebote
HHC-Produkte sind in unterschiedlichen Formen erhältlich. Die häufigste Variante sind Cannabisblüten und -harze mit niedrigem THC-Gehalt (< 0,2% THC).
Das HHC wird auf die Blüten aufgesprüht bzw. in das Haschisch eingearbeitet. Zudem kann man HHC als Edible und als E-Liquid oder in fertigen Vape-Pens erwerben. Unter Edibles versteht man Lebensmittel mit zugesetzten Cannabinoiden. Das können z.B. Gummibärchen, Kekse, Brownies oder Sirup sein.
Das HHC-Liquid ist für Verdampfer wie E-Zigaretten gedacht. Diese Liquids gibt es in unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen, wie z.B. Bubblegum oder Rasberry Space Race.
Auch kann man HHC in fertigen Vape-Pens kaufen. Sowohl bei Liquids als auch bei den Vape-Pens ist es schwierig, den Wirkstoff zu dosieren – die Gefahr einer Überdosierung ist sehr hoch.
In Aussehen und Geruch sind THC- und/oder Cannabidiol- (CBD-)haltige Cannabissorten nicht von Cannabisprodukten mit HHC zu unterscheiden. Es ist daher möglich, dass HHC-Produkte absichtlich oder versehentlich falsch gelabelt als Cannabis-, THC- und/oder CBD-Produkte verkauft werden. Generell ist dringend davon abzuraten, HHC anders zu konsumieren, als vom Hersteller des Produktes empfohlen!
Rechtlicher Aspekt – Update!
HHC und dessen Derivate sowie THCP, Delta-8-THC, Delta-10-THC, THC-O und THCV sind seit dem 27. Juni 2024 offiziell im NpSG (Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz) gelistet und somit in Deutschland nicht mehr legal. Verboten sind Handel, Inverkehrbringen, Herstellung, Ein-, Aus-, und Durchfuhr, Erwerb, Besitz und das Verabreichen.
Nachweisbarkeit
HHC wird ähnlich wie THC zu Carbonsäuremetaboliten abgebaut, allerdings gibt es kaum Daten zur Pharmakologie beim Menschen. Durch die nahe Verwandtschaft zu THC schlagen gängige THC-Tests an, der Konsum von HHC lässt sich dadurch nachweisen.