In der 12. Video-Folge des virtuellen Mindzone-Infostandes befasst sich Dr. Schepper mit dem brandaktuellen Thema Mephedron (4-MMC).
Substanzinfos
Mephedron, auch bekannt als 4-Methylmethcathinon (4-MMC), ist ein synthetisch hergestelltes Cathinonderivat. Es handelt sich um eine psychoaktive Substanz, welche zur Stoffgruppe der Phenylethylamine bzw. zu den Cathinonen zählt. Cathinone sind eine künstliche Variante des psychoaktiven Wirkstoffs der Khat-Blätter. Diese werden traditionell in bestimmten ost- und südafrikanischen Ländern wegen ihrem stimulierenden Effekt gekaut.
Bei Mephedron handelt es sich um ein üblicherweise klebriges bis kristallines Pulver, dessen Farbe zwischen weiß, gelblich und bräunlich variiert – mit markantem und strengen Geruch, welcher angeblich an Katzenurin erinnert.
Es handelt sich um ein sog. „Research Chemical“, sozusagen eine ‚Forschungschemikalie‘. Zu diesen neuen, noch nicht erforschten synthetischen Substanzen, gibt es nur unzureichend wissenschaftliche Fakten zu Risiken und Nebenwirkungen. Als Mephedron noch nicht verboten war, wurde es als vermeintliches „Badesalz” oder als „Pflanzendünger“ verkauft.
Verbreitung
Mephedron wurde erstmals 1929 synthetisiert und ist dann für lange Zeit in Vergessenheit geraten. Erst 2003 wurde es wiederentdeckt und ist vermutlich seit 2007 wieder in Europa zu finden.
Maßgeblich für die Wiederentdeckung war „Dr. Zee.“ Der Chemiker entwickelt am laufenden Band neue psychoaktive Substanzen, welche nicht unter das BtMG fallen. „Ich habe diese Drogen entwickelt, um den Menschen eine günstige, saubere und wirksame Alternative zu illegalen Drogen anbieten zu können. Menschen haben ein Recht auf Rausch, in jeder Gesellschaft.
Konsumformen
Mephedron kann nasal konsumiert werden, d.h. es wird mit einem Ziehröhrchen oder Strohhalm durch die Nase gezogen. Durch das schnelle Anfluten und Abklingen der Wirkung ist das sog. Craving beim nasalen Konsum besonders hoch. Craving meint den Drang, wieder nachzulegen. Zudem kann die Nasenschleimhaut geschädigt und Infektionen wie Hepatitis C oder Herpes können übertragen werden. Laut Userberichten führt das Sniefen von Mephedron zu einem sehr starken Brennen in der Nase.
Die risikoärmste Konsumform stellt der orale Konsum dar. Hierbei werden sog. ‚Bömbchen‘ (in Zigarettenpapier gewickeltes Pulver) oder gefüllte Kapseln bzw. Pillen geschluckt. Zudem kann Mephedron auch intravenös konsumiert werden, allerdings ist aufgrund von häufigen Verunreinigungen hiervon dringend abzuraten! In der Chemsex-Szene wird Mephedron auch rektal konsumiert, d.h. ohne Kanüle in den After gespritzt. Dies kann zu Verletzungen und Schädigungen der (Darm-) Schleimhäute führen und somit Eintrittspforte für Infektionserreger werden.
Wirkungen und Langzeitwirkungen
Beim Konsum von Mephedron werden die Botenstoffe Dopamin und Serotonin in den Nervenzellen im Gehirn ausgeschüttet und gleichzeitig wird deren Wiederaufnahme in die Nervenzellen verhindert. Durch die Aktivierung spezifischer Rezeptoren führt dies zu einer erhöhten Konzentration der Neurotransmitter Dopamin und Serotonin im synaptischen Spalt und löst somit die charakteristischen Mephedron-Wirkungen aus.
Die Wirkung von Mephedron ist, wie jede Substanz, u.a. von Dosis, Reinheitsgrad, Gewöhnungseffekten sowie von Set (innerer Zustand) und Setting (Umfeld) des Konsumierenden abhängig. Beim oralen Konsum setzt die Wirkung nach etwa 15 bis 60 Minuten ein und dauert etwa 3 bis 5 Stunden an. Beim nasalen Konsum tritt die Wirkung bereits nach etwa 5 bis 10 Minuten ein, hält jedoch nur etwa 1 bis 2 Stunden an. Bei intravenöser Injektion ist die Wirkung auf etwa 30 Minuten begrenzt.
4-MMC wirkt sowohl stimulierend und empathogen als auch schwach aphrodisierend und kann eine starke Euphorie auslösen. User beschreiben die Wirkung häufig als eine Mischung aus Amphetamin (Speed), Kokain und MDMA (Ecstasy). Der Konsum von Mephedron scheint in Europa schon zu Todesfällen geführt zu haben. Ob dabei noch andere Substanzen einen Einfluss hatten, entzieht sich dem aktuellen Kenntnisstand.
Der Konsum kann zu Euphorie, gesteigertem Rededrang, klarem Denken, erhöhter Leistungsfähigkeit und veränderten Sinneswahrnehmungen führen. So kann z.B. ein verändertes Geruchs- und Geschmacksempfinden oder ein „Schwebegefühl“ auftreten. Gleichzeitig können unerwünschte Wirkungen wie stark erhöhter Blutdruck, Herzrasen, Hyperaktivität, Übelkeit und Erbrechen, unangenehme Kälteempfindungen und ein unangenehmes Gefühl im Brustbereich auftreten. Zudem kann der Gebrauch von Mephedron Durchblutungsstörungen verursachen, welche zu blauen Ellbogen, Knien, und Lippen führen können.
Bei regelmäßigem, häufigem und hochdosiertem Konsum kann es zu länger anhaltenden depressiven Verstimmungen, einer Beeinträchtigung der Konzentrations- und Gedächtnisleistung kommen. Es kommt zu einer schnellen Toleranzentwicklung. Außerdem besteht die Gefahr einer psychischen Abhängigkeit.
Konsumpausen können helfen, einem Gewöhnungseffekt entgegenzusteuern.
Mischkonsum
Da es sich bei Mephedron um ein „Research Chemical“ handelt, ist nach wie vor (zu) wenig über die Risiken von Mischkonsum bekannt. Aufgrund des Wirkprofils ist allerdings davon auszugehen, dass die gleichzeitige Einnahme anderer Substanzen, welche ebenfalls zu einer erhöhten Serotonin-Ausschüttung führen, wie z.B. MDMA, potentiell gefährlich sein kann. Besonders dringend wird von einem Mischkonsum mit MAO-Hemmern, bestimmten Medikamenten wie z.B. DXM (Hustenblocker) oder Tramadol (starkes Schmerzmittel). sowie generell allen Antidepressiva und Neuroleptika abgeraten! Es besteht das hohe Risiko eines Serotoninsyndroms – ein lebensbedrohlicher Serotoninüberschuss im Gehirn!
Rechtlicher Aspekt
Seit dem 22.01.2010 unterliegt Mephedron dem BtMG (Anlage I: Nicht verkehrsfähige Betäubungsmittel). Herstellung, Einfuhr, Erwerb, Besitz und Weitergabe / Handel sind strafbar!
Cathinone, wie Mephedron, sind zudem auf der Dopingliste der Welt-Antidoping-Agentur als verbotene Substanzen in sportlichen Wettkämpfen aufgeführt.
Die Autofahrt unter dem Einfluss psychoaktiver Substanzen führt in der Regel zum Entzug der Fahrerlaubnis. Bereits der nachgewiesene Besitz kann die Fahreignung in Fragen stellen, wodurch die Fahrerlaubnisbehörde Gutachten einschließlich Drogenscreenings anfordern kann. In diesem Falle ist es ratsam, sich von einer unabhängigen Stelle beraten zu lassen.
Falschdeklarationen von Mephedron
Streng genommen zählt Mephedron zu den Research Chemicals, allerdings hat sich die Substanz auf dem Drogenmarkt fest etabliert, so dass man sie schon fast zu den „Klassikern“ zählen könnte. Immer öfter tauchen Proben in Substanzanalysen auf, wobei Kristalle als Mephedron verkauft werden, die Proben jedoch kein Mephedron enthalten.
Zunehmend werden in letzter Zeit nachfolgende Substanzen fehldeklariert als Mephedron (4-MMC) verkauft. Dazu zählen z.B. 2-MMC, 3-MMC, 3-CMC, 4-CMC und N-Methylpentylon.
Besondere Vorsicht ist bei 3-CMC und 4-CMC geboten! Da diese Wirkstoffe bisher kaum erforscht wurden, können hier keinerlei verlässliche Aussagen über (dosisabhängige) Wirkungen, Risiken, Nebenwirkungen und Langzeitfolgen gemacht werden. Der momentane Wissenstand basiert hauptsächlich auf Userberichten. Vermutlich führt der Konsum von 3-CMC dazu, dass die Botenstoffe Dopamin, Serotonin und Noradrenalin aus Nervenzellen freigesetzt werden und gleichzeitig deren Wiederaufnahme gehemmt wird. Durch die potenzielle Freisetzung von Dopamin im Gehirn kann das Craving stark ausgeprägt sein, wodurch das Risiko einer Abhängigkeit erhöht wird. Es ist anzunehmen, dass 3-CMC genau wie 4-CMC eine neurotoxische Wirkung hat und somit die Möglichkeit von Schädigungen der Nervenzellen besteht.
Safer Use
Die genaue Zusammensetzung von Mephedron ist nie bekannt!
Bei kristallinen Proben und Pulvern kommt es immer wieder zu Verunreinigungen und Fehldeklarationen. Deshalb sollte man Pulver und Kristalle, falls möglich, vor dem Konsum testen lassen! Ist das nicht möglich und man möchte das Pulver bzw. die Kristalle trotzdem konsumieren, empfiehlt es sich – um riskante Überdosierungen zu vermeiden – erst mit einer kleinen Menge zu starten und sich so langsam an die gewünschte Dosis heranzutasten. Da es über Wirkungen, Nebenwirkungen und Langzeitfolgen von Cathinonen nur wenig fundiertes Wissen gibt, lässt man sich auf unbekannte Risiken ein.
Nachweisbarkeit
Nachweiszeiten von Substanzen im Körper hängen u. a. von der konsumierten Menge (Dosierung), Konsumhäufigkeit, Konsumform (oral, nasal, intravenös usw.) und anderen individuellen Faktoren ab. Die hier gemachten Angaben dienen der Orientierung. Die Nachweisbarkeit von Substanzen beginnt in der Regel bereits nach wenigen Minuten nach deren Konsum.
Nachweiszeiten Mephedron (4-MMC):
Urin: ca. 1 bis 3 Tage nachweisbar
Speichel: ca. 2-3 Tage
Blut: ca. 24 Stunden
Mephedron kann unter Umständen zu einem „falsch-positiven“ Ergebnis bei klassischen Urin-Breitbandtests führen. Mittlerweise bieten diverse Hersteller eigene Urin-Tests für Cathinone an. Mit modernen Speicheltests kann der Substanzkonsum nachgewiesen werden. Auch in der Kapillarblut- sowie in der Blutserumanalyse ist Mephedron nachweisbar.